Von El Carril ging ich weiter nach Salta und von da nach Jujuy und von da nach Purmamarca, wo ich um 16.00 Uhr ankam. Ich lief durch das kleine Dorf und genoss die Aussicht auf die vielen farbigen Felsen, welche das Dorf umranden. Als ich vom Spaziergang zurückkam, informierte ich mich über die Busverbindungen nach San Pedro de Atacama in Chile. Ich erhielt die Information, das Tickets nach San Pedro de Atacama nur in Jujuy verkauft werden und so beschloss ich, per Anhalter weiter zu reisen. Ich stellte mich am nächsten Morgen an die Strasse und wurde nach rund 40 Minuten von zwei Typen aus Paraguay mitgenommen. Zusammen fuhren wir durch die eindrückliche Landschaft bis zur chilenischen Grenze. Die beiden hatten jedoch nicht alle Dokumente für die Einreise zusammen und so konnten sie die Grenze nicht
überqueren. Da ich nicht erlaubt war, die Grenze zu Fuss zu überqueren, musste ich mich nach einer anderen Mitfahrtgelegenheit umschauen. Die Grenzbeamtin war jedoch sehr freundlich und fragte für mich die nächsten Leute, ob sie mich nach San Pedro de Atacama mitnehmen können. Diese sagten ja und so war ich von nun an mit zwei Familien aus Buenos Aires unterwegs. Sie machten im Auto Platz für meine Rucksack und weiter gings. Die Landschaft wurde eindrücklicher und eindrücklicher und die ganze Zeit waren wir in einer Höhe von über 4000 Meter über
Meer unterwegs, beim höchsten Punkt waren es sogar 4‘800. Da wir mit zwei 4x4 unterwegs waren, verliessen wir zwei Mal die Strasse und fuhren über Stock und Stein, um naher an die eindrückliche Landschaft ran zu kommen. Wir sahen
Salzseen, Flamingos, Lagunen und eigenartige Steinformationen. Der Anblick dieser Landschaft war magisch, ich habe noch nie etwas vergleichbares gesehen.
Ich hatte das Glück, dass an dem Tag als ich in Cachi ankam, ein Gaucho Festival stattfand. Am Nachmittag spielte Livemusik, es fanden kurze Pferderennen statt und Reiter versuchten sich wie bei Rodeo so lang wie möglich auf wilden Pferden zu halten und am Abend wurde getanzt. Ich ging mit zwei Girls aus meinem Hostel hin und wir tanzten die ganze Nacht. An diesem Abend lernte ich Fernando aus Argentinien kennen und als ich mich um 5 Uhr morgens schlafen
legen wollte, begleitete er mich zum Hostel und erzählte, dass er mit seinen 4 Freunden über drei Tage von El Carril per Pferd angereist ist. Er sagte, dass sie am Montag wieder nach El Carril zurückkehren werden und fragte mich, ob ich sie
begleiten möchte. Ich sagte ihm, dass ich nicht viel Erfahrung mit Reiten und einen grossen Rucksack habe. Er sagte, dass dies kein Problem ist und so sagte ich ja und wir verabredeten uns für den nächsten Tag zum Mittagessen. Ich lernte seine 4 Freunde kennen und zusammen setzten wir uns in ein Restaurant. Ich verstand nicht viel, da sie nur Spanisch sprachen und mein Spanisch leider immer noch sehr Basic ist. Es war ein lustiger Nachmittag, wir assen zusammen, ein Freund setzte sich dazu und spielte Gitarre und danach nahm mich Fernando mit zu den Pferden und wir gingen zusammen ausreiten, damit ich mich schon mal ein bisschen ans Reiten gewöhnen konnte. Wir waren ungefähr für 1.5 Stunden reiten und gingen anschliessend alle gemeinsam Essen und wir verabredeten uns für den nächsten Tag um 9.00 Uhr. Ich ging zurück in mein Hostel und war nicht sicher, ob ich die 5 Gauchos wirklich begleiten sollte. Mein Po schmerzte bereits nach 1.5 Stunden reiten und ich konnte mir nicht vorstellen, dass ich es geniessen könnte, die nächsten beiden Tage 120 km auf dem Pferd zurückzulegen. Und zudem war ich mir nicht sicher, ob sich seine Freunde darüber freuen, dass ich sie begleite. Da waren so viele Fragen, die ich nicht stellen konnte, da mein Spanisch einfach noch nicht gut genug ist. Ich legte mich schlafen und beschloss, mich am nächsten Morgen definitiv zu entscheiden. Ich stand auf, mein Po schmerzte immer noch und der Himmel war dunkel. Ich hatte Angst, dass alle meine Sachen nass werden, falls es zu regnen beginnt und begann meine elektronischen Geräte in Plastiksäcke zu packen. Langsam machte ich mich auf den Weg zum Haus meiner neuen Freunde. Ich wurde freundlich begrüsst und erfuhr, dass mein grosser Rucksack von einem anderen Freund per Auto nach El Carril transportiert wird, somit musste ich mir schon mal darüber keine Sorgen mehr machen. Fernando fragte mich, ob ich bereit für die Reise bin und ich sagte spontan ja, da ich ein gutes Gefühl hatte. Ich erhielt einen Sombrero und Reitstiefel und los gings:) Ich bin sehr froh, dass ich mich dafür entschieden hatte, die Jungs zu begleiten. Die nächsten beiden Tage waren wie im Traum. Ich war mit 5 Gauchos und 9 Pferden unterwegs. Wir ritten durch die Wildnis von Argentinien, sahen schönste Landschaften, viele Kakteen, wilde Esel, Guanakos und einen Fuchs, wir überquerten Flüsse und Berge und wir ritten bei Sonnen- und bei Mondschein. Wir übernachteten unterwegs bei einem Freund, welcher inmitten der Wildnis lebt. Das Haus war einfach, wir kochten über dem Feuer und die Matratze wo wir schliefen war alt und nicht bezogen (dies wäre nichts für dich gewesen, Mami:)). An unserem zweiten Tag starteten wir um 3 Uhr nachmittags und waren bis 3 Uhr nachts unterwegs. Am diesem Tag hatte ich nach ein paar Stunden das erste Mal das Gefühl, dass ich tatsächlich am Reiten war und nicht nur auf dem Pferd sass. Wir ritten oft entlang der Strasse und praktisch jedes Auto stoppte, um Fotos von uns zu machen:) Nach ungefähr 6 Stunden wurde es dunkel und ich müde. Fernando band mein Pferd mit einer Schnur an sich und so musste ich nicht mehr viel machen. Gegen Ende war ich so müde, dass es mir schwer fiel mich kontrolliert auf dem Pferd zu halten. Meine Beine, mein Po und mein Rücken schmerzten und ich war so froh, als wir endlich in El Carril ankamen. Wir übernachteten im Haus des einen Gauchos und ich wollte mich eigentlich am nächsten Tag auf den Weg nach Salta machen. Fernando lud mich jedoch ein, seine Range anzuschauen und so blieb ich einen Tag länger in El Carril. Ich weiss nicht was ich mir unter seiner Range vorgestellt hatte, aber bestimmt nicht das was ich zu sehen bekam. Er lebt inmitten des Waldes, in einer kleinen Hütte, ohne richtige Wände, fliessendes Wasser und Strom. Er lebt da alleine mit seinen 4 Hunden und 3
Pferden. Es war für mich sehr eindrücklich zu sehen, wie er lebt. Unsere beiden Leben konnten nicht unterschiedlicher sein. Wir sassen 5 Stunden vor seiner Hütte und sprachen miteinander, bevor wir wieder ins Haus seines Freundes zurückkehrten. Ich wurde die letzten 3 Tage von den 5 Gauchos wie eine Prinzessin behandelt, ich wurde bekocht und sie teilten alles mit mir, ohne mich einmal nach Geld zu fragen. Leute, die in unseren Augen nichts haben, nahmen mich auf, liessen mich in ihren Häusern schlafen und teilten ihr Essen und Trinken mit mir. Die letzten Tage haben mir wieder einmal aufgezeigt, dass Leute die wenig besitzen, oft mehr bereit sind zu teilen und zu geben, als ein Grossteil von uns, obwohl wir vieles im Überfluss besitzen.
Nach mehreren langen Busfahrten kam ich in Cafayate an (5h Santiago – Mendoza, 15h Mendoza – Tucuman, 5h Tucuman – Cafayate) und fühlte mich sofort wohl in diesem kleinen Städtchen. An meinem ersten Tag nahm ich den
Bus zu La Garganta del Diablo. Ich dachte, dass alle Sehenswürdigkeiten der Quebrada de las Conchas mit einem Rundweg zu Fuss erreicht werden können. Ich merkte jedoch schnell, dass dies nicht der Fall ist und die Aussichtspunkte entlang der Strasse über rund 50 km verstreut lagen. Ich fing an zu laufen und nach dem zweiten Aussichtspunkt nahmen mich zwei junge Argentinier in ihrem Auto mit. Da die beiden jedoch ein bisschen im Stress waren, stieg ich nach ein paar Kilometer wieder aus, da ich mir die Gegend genauer anschauen wollte. Insgesamt nahmen mich vier verschiedene Leute in ihrem Auto mit, bis ich wieder zurück in Cafayate war:) Die Landschaft die sich vor mir erstreckte war unglaublich. Ich sah eindrückliche Steinformationen in verschiedensten Farben und Formen und konnte mich kaum daran satt sehen. Am nächsten Tag machte ich mich auf den Weg zu den Wasserfällen des Rio Colorados. Der Weg ist anspruchsvoll und am Start warteten einige Männer, die mich als Guide begleiten wollten. Ich sagte ihnen, dass ich den Weg alleine finde und ging los. Der Weg führte entlang des Flusses und vorbei an sieben Wasserfällen. Unterwegs traf ich einen jungen Franzosen, den ich aus meinem Hostel kannte und wir legten den Rest des Weges zusammen zurück. Da wir nicht wussten, wo das Ende ist, gingen wir immer weiter und weiter, bis wir realisierten, dass wir höchst wahrscheinlich das Ende des Trecks bereits lange hinter uns gelassen haben. Wir kletterten einen Hügel hoch, um eine bessere Aussicht zu erhalten. Unser Weg führte durch eine Landschaft voller Kakteen und am Ende waren meine
ganzen Beine verstocken und verkratzt:) Cafayate ist also bekannt für seine guten Weine und so liessen wir den Abend nach der langen Wanderung mit einer Flasche gutem Rotwein ausklingen…:)
Von Cafayate wollte ich weiter nach Cachi. Leider gibt es keinen direkten Bus und so probierte ich wieder mal mein Glück mit Autostopp. Ein Mann nahm mich mit und lud mich nach 14 km in einem kleinen Dorf wieder aus, wo er wohnte. Da stellte ich mich erneut an die Strasse und nach einiger Zeit nahm mich ein Paar von Argentinien mit, die mich den ganzen Weg nach Cachi brachten. Die Strecke war wunderschön, leider habe ich keine Fotos, da wir durchfuhren und nie stoppten.
Wir verbrachten nur eine Nacht in Bariloche und nahmen am nächsten Morgen den Bus nach San Martin de los Andes. Unser Ziel ist es den 3‘747 Meter hohen Vulkan Lanin zu besteigen, bevor Per wieder nach Hause muss. Wir liefen den ganzen Nachmittag durch San Martin, um Informationen über den Vulkan, den Transport und die notwendige Ausrüstung zu erhalten, jedoch ohne grossen Erfolg. So beschlossen wir, am nächsten Tag nach Junin de los Andes
weiterzufahren und uns da zu informieren, da dieser Ort noch etwas näher am Vulkan liegt. Wir erhielten eine Liste mit dem notwendigen Equipment: Eispickel, Steigeisen, Helm, Radio, regenfeste Hosen, Wanderschuhe an welche
Steigeisen befestigt werden können und Wanderstöcke. Wir machten uns mit dieser Liste auf den Weg zum Outdoor-Shop und mieteten das nötige Equipment für die nächsten beiden Tage. Da die Hauptsaison für die Besteigung seit Ende Februar vorbei war, gab es keine täglichen Buse mehr zum Vulkan. Glücklicherweise trafen wir ein junges Paar aus Argentinien im Shop, welches ebenfalls morgen den Vulkan besteigen wollte. Wir fragten die beiden, ob sie uns in ihrem Auto mit zum Vulkan nehmen können und sie sagten ja. Somit konnten wir schlussendlich doch noch alles organisieren:) Am nächsten Morgen wurden wir um 7.30 Uhr aufgeladen und fuhren zum 60 km entfernten Vulkan. Bevor man mit der Besteigung beginnen kann, muss man sich beim Nationalparkbüro registrieren und das Equipment checken lassen. Unsere argentinischen Freunde liessen ihr Equipment zuerst checken und fielen beim Test durch, da die Frau noch nie Steigeisen benutzt hatte. Wir gaben uns erfahren und erhielten das OK für die Besteigung – endlich konnten wir unsere Wanderung starten:) Der erste Tag war locker und so kamen wir bereits nach 4 Stunden bei unserem Übernachtungsort, einer Militärunterkunft mit Betonboden an. Wir legten uns in die Sonne, relaxten und genossen die schöne Sicht runter ins Tal. Bevor wir ins Bett gingen, realisierten wir, dass alles Wasser aufgebraucht war und so blieb uns nichts anderes übrig, als zum nächsten Schneefeld zu laufen, einen grossen Pot mit Schnee zu füllen und diesen anschliessend mit unserem Campingkocher zu schmelzen. Um 22.00 Uhr konnten wir uns endlich schlafen legen und um 2.00 Uhr ging bereits wieder der Alarm. Wir standen auf, assen Frühstück und machten uns um 3.00 Uhr auf den Weg zum Gipfel. Es war ein harter Anstieg, da kein Schnee mehr lag und wir den ganzen Weg im Dunkeln durch lockeres Gestein laufen mussten. Nach knapp 6 Stunden erreichten wir den Gipfel und genossen die schöne Aussicht. Leider war es so windig und kalt, dass wir uns bereits nach ca. 15 Minuten auf den langen und steilen Rückweg machten – über 2‘600 Meter runter! Als wir todmüde und mit ein paar schmerzenden Gliedern unten ankamen, hielten wir Ausschau für eine Mitfahrtgelegenheit. Bereits das erste Auto hielt an und wir konnten auf der offenen Ladefläche des Pickups mitreiten. Die Besteigung des Vulkans war eine einmalige Erfahrung und wir waren stolz, dass wir in der Lage waren, diese strenge Wanderung zu meistern. Die nächsten beiden Tage verbrachten wir in Junin de los Andes. Wir setzten uns für ein Picknick an den Fluss, gingen schwimmen, liefen durch einen Park voller Jesus-Statuen und genossen das Nichts tun. Danach hiess es leider bereits wieder Abschied nehmen. Die Zeit ging wie immer viel zu schnell vorbei. Per flog zurück nach Buenos Aires wo er am 10. März einen Flug zurück nach Schweden hat und ich ging per Anhalter weiter nach Pucon in Chile. Ich war ein bisschen besorgt, dass mich wegen dem Grenzübergang niemand mitnehmen würde. Meine Angst war jedoch vollkommen unbegründet. Bereits das erste Auto hielt an und brachte mich direkt nach Pucon:)
Von El Calafate ging es weiter nach El Chalten. Ein kleines Dorf (rund 1‘200 Einwohner) in mitten der Berge. Wir kamen um 11.00 Uhr in El Chalten an und wollten noch am selben Tag unsere 3-Tageswanderung starten. Wir machten uns auf die Suche nach einem Hostel, in welchem wir ein paar Sachen unterstellen konnten, umpackten unsere Rucksäcke und gönnten uns ein gutes Mittagessen. Da wir bereits alles Essen für die Wanderung in El Calafate eingekauft hatten,
waren wir um 14.00 Uhr Abmarsch bereit. Wir verbrachten die nächsten drei Tage im Nationalpark de los Glaciares, welcher von El Chalten gut zu Fuss erreichbar ist. Wir liefen durch wunderschöne Landschaften, vorbei an Gletscher,
betrachteten den eindrücklichen Cerro Torre und natürlich Fitz Roy. Wir wurden wiedermal von Sonnenschein und klarster Sicht begleitet:) Unsere zweite Nacht verbachten wir im Camp unterhalb der Laguna de los tres (Aussichtspunkt für Fitz Roy). Bereits bevor wir uns schlafen legten, sahen wir, dass es eine super klare Nacht ist. Wir sahen unglaublich viele Sterne und die Milchstrasse war ebenfalls deutlich sichtbar. Wir sprachen darüber, für den Sonnenaufgang zur
Languna hochzulaufen, stellten aber keinen Wecker. Per wachte jedoch von selber um die perfekte Uhrzeit auf. So packten wir unsere Sachen und machten uns auf den Weg. Wir legten den ganzen Anstieg im Dunkeln zurück und als wir oben ankamen, schimmerte es am Horizont bereits rot und orange. Wir setzten uns auf einen Stein und liessen die wunderschöne Stimmung auf uns wirken. Bevor die Sonne für uns sichtbar wurde, erstrahlte sie bereits die Spitze von Fitz Roy und den umliegenden Berge, welche sich orange färbten - ein unglaublicher Anblick. Als die Sonne schliesslich da war, setzten wir uns auf einen Hügel etwas entfernt vom Aussichtspunkt und liessen uns von den Strahlen aufwärmen. Als die Wärme in unsere Körper zurückkehrte, liefen wir runter zum See und fanden einen Gipfel vor Fitz Roy, welchen wir zu besteigen begangen. Der Aufstieg war steil, aber gut machbar. Wir liefen bis zur Spitze hoch und genossen den unglaublichen Ausblick auf Fitz Roy, den Gletscher und die drei Seen in vollkommener Stille - weit weg von allen anderen Touristen:) Bevor wir nach El Chalten zurückkehrten, liefen wir noch zum Aussichtspunkt „Piedras Blancas“, von wo aus wir einen klaren Blick auf den hängenden Gletscher erhielten.
Nach einer erholsamen Nacht im Hostel, starteten wir am nächsten Morgen eine Tageswanderung zum Aussichtspunkt „Loma del Pliegue Tumbado“. Wir kehrten um 17.45 Uhr nach El Chalten zurück, umpackten unsere Sachen, assen z’Nacht und machten uns anschliessend auf den Weg zum Busbahnhof, wo wir um 20.00 Uhr in den Bus, der uns in 24h!! nach Bariloche bringen sollte, einstiegen. 24 Stunden klingen lang, gingen jedoch verhältnismässig schnell vorbei. Wir unterhielten uns, schliefen, lasen, assen und spielten Kartenspiele:)
Ich kam mit der Fähre gegen Mittag in Buenos Aires an und machte mich auf den Weg zum Hotel, wo Per bereits auf mich wartete. Es war nach mehr als 8 Monaten ein lustiges Wiedersehen. Wir hatten uns einiges zu erzählen und verbrachten die nächsten Stunden mit kühlem Bier und interessanten Gesprächen am Hotelpool. An unserem zweiten Tag in Buenos Aires hatten wir einiges zu erledigen. Ich brauchte einen Schlafsack, eine Schlafmatte und musste
Geldwechseln. Wir machten uns auf den Weg ins Stadtzentrum, wo wir nach einigem herumgefrage, einen Laden fanden, der Schlafsäcke verkaufte. Bepackt mit meinen neuen Errungenschaften, machten wir uns auf den Weg nach Palermo, um den Nachmittag gemütlich ausklingen zu lassen. Als wir am Abend in der Nähe unseres Hotels durch die Strassen liefen, platzten wir inmitten eines Fasnachtsumzuges. Die Leute waren farbig gekleidet, spielten Trommeln und tanzten wie wild durch die Strassen. Die Zuschauer hatten sichtlich Spass und spritzten einander mit einem Seifenspray voll. Am Anfang wurden wir verschont, aber sobald wir die kleinsten Spuren von Seife an uns hatten, gab es kein Erbarmen mehr. Unsere ganzen Gesichter und die Haare wurden voll gesprayt:)
Am nächsten Tag sollte es bereits weiter nach Ushuaia gehen. Unser Flug war um 11.30 Uhr. Wir standen auf, packten unsere Sachen, frühstückten und realisierten plötzlich, dass wir ziemlich knapp dran sind. Wir checkten aus, rannten auf die Strasse und nahmen das erste Taxi zum Flughafen. Wir trafen rund 50 Minuten vor Abflug am Flughafen ein und fanden eine riesen Schlange vor dem Check-in Schalter vor. Wir stellten uns auf der Seite hin und liefen direkt zum Schalter, sobald dieser frei wurde. Voller Hoffnung wollten wir für unseren Flug einchecken. Der Herr am Schalter teilte uns jedoch mit, dass das Check-in für unseren Flug bereits geschlossen ist und er nichts mehr für uns tun kann. Er verwies uns an den Schalter, der Tickets verkauft und so blieb uns nichts anderes übrig, als uns da in die Schlange zu stellen. Um 16.00 Uhr am selben Tag war noch ein weiterer Flug nach Ushuaia, welcher jedoch bereits ausverkauft war. So erhielten wir für zusätzliche USD 100.- ein neues Ticket für Dienstag, mit der Option, dass wir alle Flüge nach Ushuaia am Sonntag und Montag nehmen können, wenn wir einen freien Platz kriegen. Wir beschlossen, am Flughafen zu warten und unser Glück bei dem 16.00 Uhr Flug zu versuchen. Wir checkten unser Gepäck ein und bekamen eine Standby-Boardingkarte. Dies bedeutete, dass wir bis zum Gate konnten und da warten mussten, bis alle Gäste für den Flug eingecheckt hatten. Um 15.50 Uhr schien es so weit zu sein. Der Flug wurde schon zweimal ausgerufen und keine der „normalen“ Fluggäste waren vor dem Schalter mehr in Sicht. Schliesslich hörten wir einen Drucker, dann wurden unsere Namen ausgerufen und wir erhielten eine neue Boardingkarte inklusive Sitznummer. Erleichtert stiegen wir in den Flieger ein und liessen uns glücklich in unsere Sitze fallen:) Wir verbrachten zwei Tage in Ushuaia, der südlichsten Stadt der Welt. Es gibt viele farbige Häuser, einen Hafen und überall sieht man Schilder, die ankünden, dass man sich am Ende der Welt befindet:) An unserem ersten Tag wanderten wir zu einem Gletscher hoch, der nur rund 10 Minuten ausserhalb des Dorfes liegt. Am zweiten Tag nahm Per an einer Pinguin-Tour teil und ich nutzte die Zeit, um mich weiter für die Wanderung auf der Insel Navarino vorzubereiten. Ich kaufte dicke Socken, einen Spray, der meine Schuhe wieder wasserdicht machen sollte und buchte die Bootsticket nach Puerto Williams.
Unser letzter Stopp war Buenos Aires. Wir starteten mit einer Grossstadt und wir endeten mit einer. Buenos Aires ist riesig und es gibt mehr Taxis als andere Fahrzeuge auf der Strasse. Wir kamen am Nachmittag an und liefen durch die Fussgängergassen im Zentrum und assen zum z’Nacht unser erstes argentinisches Beef, welches unglaublich zart war. Am nächsten Tag ging es nach La Boca, einem Viertel mit farbigen Häusern und Paaren die auf der Strasse für die Touristen Tango tanzen. Ich denke La Boca war früher schön, heute ist es zu touristisch. Alle halten sich auf den gleichen zwei Strassen auf und an jeder Ecke gibt es einen Souvenirladen. Um dem Ganzen zu entfliehen, liefen wir aus der Touristenzone raus und kamen vorbei an authentischeren Häusern, welche jedoch nicht mehr ganz so farbig waren. Wir liefen auf hohen Trottoirs, welche so viele Treppen hatten, dass wir schnell müde wurden. Um uns zu erholen, fuhren wir an den Hafen und gönnten uns ein Bier. Für den nächsten Tag hatten meine Eltern eine Bootsfahrt durch das Tiger Delta gebucht und Patricia und ich legten einen Ruhetag ein. Am Abend fuhren wir alle zusammen nach Palermo zum Abendessen. Nach dem Essen gingen Patricia und ich noch weiter in eine Bar. Als die Bar um 2 Uhr morgens schloss, lud uns der Barkeeper spontan zu einer Geburtstagsparty ein. Wir beschlossen mitzugehen und fanden uns wenige Minuten später an einer Homeparty. Alle waren total lieb, aber nicht viele sprachen Englisch. Wir setzten uns auf den Balkon und wurden die ganze Zeit bedient. Einmal steckten sie uns einen Löffel voller Geburtstagstorte in den Mund, gefolgt von einem Löffel mit rotem Pudding und einem Schluck Vodka, direkt aus der Flasche:) Am nächsten Tag ging ich nach „La Recoleta“, einem Friedhof für reiche und berühmte Leute. Es war eindrücklich durch die vielen engen Gassen und zwischen den Mausoleen umherzulaufen. Viele waren extrem gross und hatten eindrückliche Türen, so dass ich mir manchmal vorkam, als würde ich durch normale Gassen und nicht auf einem Friedhof herumspazieren.
Die Zeit mit meiner Familie verging wie immer viel zu schnell, die vier Wochen flogen dahin und so blieb uns nur noch ein gemeinsames Abendessen, ein letzter Jass, ein Frühstück und dann hiess es bereits wieder Abschied nehmen. Ich habe die Zeit mit meiner Familie sehr genossen. Es war schön zu sehen, dass es ihnen gut geht und ihnen zu zeigen, wie ich das letzte Jahr gelebt habe.
Von El Calafate fuhren wir mit dem Bus weiter nach Rio Gallegos, von wo wir um 3.30 Uhr in der Nacht nach Iguazu flogen. Wir kamen in Rio Gallegos an und nahmen den lokalen Bus ins Stadtzentrum. Das lustige daran war, dass der Bus nur so lange wie unbedingt nötig anhielt. So öffnete und schloss der Fahrer die Türen immer während er noch am Fahren war:) In Rio Gallegos gibt es nichts spezielles anzuschauen und so verbrachten wir den ganzen Nachmittag jassend in einem Kaffee. Um Mitternacht kamen wir am kleinen Flughafen an, warteten bis der Schalter öffnete und stiegen kurz vor halb vier todmüde in den Flieger ein. Wir kamen gegen Mittag in Iguazu an, checkten in unser Bungalow ein, gingen Essen und legten uns danach am Nachmittag alle schlafen. Am nächsten Tag ging es mit Walter, unserem Taxifahrer, nach Brasilien. Es war ein Samstag und die Strassen waren voll. Wir warteten vor der Grenze rund 45 Minuten. Als wir endlich bei den brasilianischen Zollbeamtem ankamen, war der Computer kaputt und wir konnten ohne Stempel im Pass einreisen:) Papi, Patricia und ich beschlossen auf der brasilianischen Seite eine Bootsfahrt zu machen und es war grossartig. Ich werden den Moment nie vergessen, als wir auf dem Fluss entlang fuhren und zum ersten Mal die eindrücklichen Wasserfälle vor uns sahen. Wir fuhren immer näher und näher an die Wasserfälle ran, bis wir schlussendlich von der Gischt verschluckt wurden und komplett durchnässt waren:) Es war so heiss, dass die
Kleider im Nu wieder trocken waren. Danach fuhren wir mit dem Bus weiter zum Restaurant, wo Mami auf uns wartete. Zusammen machten wir uns auf den Weg von Aussichtpunkt zu Aussichtpunkt. Auf der brasilianischen Seite gibt es nicht so viele Wasserfälle, dafür hat man eine super Panoramasicht über die Fälle auf der argentinischen Seite. Es war eindrücklich die Fälle anzuschauen und immer wenn man dachte, dass dies das Ende ist, kamen weitere Fälle zum Vorschein. Am nächsten Tag ging es weiter zur argentinischen Seite und es war einfach unglaublich schön. Zuerst gingen wir zum Devil’s Throat, wo jede Sekunde unglaubliche Wassermassen in die Tiefe stürzen. Es war hypnotisierend dem
Wasser zuzuschauen. Ich versuchte einem bestimmten Tropfen von oben bis unten nachzuschauen und mir wurde fast schwindelig dabei. Das Wasser ist so wild, dass es extrem hohe Gischt wirft und man nie freie Sicht bis runter zum Fluss
hat. Als wir uns sattgesehen hatten, liefen wir den 3.5 Kilometer langen Macuco Trail, wo am Ende ein Wasserfall auf uns wartete, in welchem man schwimmen konnte:) Nachdem wir uns abgekühlt hatten, machten wir uns auf den Weg zum Upper Circuit Trail. Wir liefen los und ich konnte fast nicht glauben, was meine Augen sahen. Wir bewegten uns durch eine Landschaft, die so perfekt wirkte, dass ich mir wie in einer Traumwelt vorkam. Die Sonne schien, der Himmel war blau, wir waren umgeben von Wasserfällen und vor uns war ein Regenbogen, dessen Farben so kräftig leuchteten, dass es unwirklich aussah. Es war unglaublich!
Am nächsten Tag ging es weiter nach El Calafate. Wir übernachteten in einem herzigen Hotel etwas ausserhalb vom Zentrum. Das Einzige was für die nächsten 2.5 Tage auf dem Programm stand, war der Perito Moreno Gletscher. So hatten wir viel Zeit zum Relaxen, Jassen und Lesen. Am ersten Tag lief ich entlang des Sees und schauten den vielen Pferden zu und am zweiten fuhren wir zum Gletscher. Wir nahmen den ersten Bus am Morgen und erreichten den
Gletscher um ca. 9.30 Uhr, was uns 6 Stunden vor Ort gab. Dies klingt nach viel Zeit, fühlte sich aber nicht lange an. Wir waren einem perfekten wolkenlosen Tag da. Das Eis erstrahlte in den schönsten Farben und war den ganzen Tag der Wärme der Sonne ausgesetzt. Wir sahen viele Abbrüche, teilweise sehr grosse. Es ist eindrücklich zu hören, wie der Gletscher arbeitet und wie jedes kleine Eisstück, das Abbricht, einen riesen Lärm verursacht. Jedes Mal nachdem Eis abgebrochen ist, kam darunter eine Eisschicht zum Vorschein, welche in verschiedenen Blautönen schimmerte. Der Gletscher hat mich vollkommen eingenommen. Ich habe es geliebt, ihn anzuschauen, ihm zuzuschauen, ihn zu hören und zu staunen, wenn grosse Eisblöcke abbrachen und gefolgt von einem tiefen Donnern ins Wasser fielen.