Nach dem gemütlichen Inselleben verbrachte ich zwei Nächte in Phnom Penh. Ich traf erneut Dave aus England, welcher ich in Siem Reap kennengelernte. Zusammen besuchten wir die Killing Fields, den Royal Palace, das National Museum und den Night-Market, schlenderten am Abend die Mekong-Promenade entlang und schlossen uns spontan einer öffentlichen Aerobic-Gruppe an:) Am zweiten Tag wurde ich auf der Strasse von einem Hund gebissen, glücklicherweise war die Wunde nicht tief und es kam kein Blut raus. Ich ging mit Dave zum Wat Phnom und wir baten Buddha, dass er meine Wunde schnell heilen lässt, was zu wirken schien: Ich spürte kurz darauf keinen Schmerz mehr
und die Wunde sah nach ein paar Stunden bereits deutlich besser aus:)
Wie ihr mich kennt, interessierte ich mich bis jetzt nicht so für Geschichte und so war mir auch die Geschichte von Kambodscha unbekannt. Während der Herrschaft der Khmer Rouge unter Pol Pot (1975-1979) wurde systematisch
Völkermord betrieben und zwischen 1.7-2.2 Millionen Kambodschaner, Kambodschanerinnen, Kinder und Babys umgebracht. Was ca. 30% der gesamten Bevölkerung entsprach. Die Leute wurden als Sklaven festgehalten und jeder, der eine Bedrohung für Pol Pot darstellte, wurde umgebracht. Eine seiner Parolen lautete: Lieber versehentlich
einen Unschuldigen töten, als einen Feind aus Versehen schonen. In Kambodscha gibt es rund 300 Killing Fields, wobei Choeung Ek in Phnom Penh eines der grössten ist. Wenn man durch das Killing Field läuft, die Stöpsel der Audiotour im Ohr hat, an den vielen Massengräber vorbei kommt, hört wie Babys an den Füssen gepackt, an den Baum
geschlagen und ihre toten Körper anschliessend in eine Mulde geworfen wurden, den Geschichten einiger Überlebenden lauscht und dabei immer Acht gibt, dass man auf keine Knochenteile oder Kleiderstücke tritt, die durch den Regen oder die Wurzeln der Bäume an die Oberfläche getragen wurden, überfällt einem ein eigenartiges Gefühl, gemischt aus Trauer, Wut, Verständnislosigkeit und tiefem Mitgefühl.
Ich habe nur 10 Tage in Kambodscha verbracht, was meiner Meinung nach zu wenig ist. Ich konnte die wichtigsten Touristenorte besuchen, hatte aber keine Zeit, in mehr abgelegene Gebiete zu fahren. Kambodscha ist ein
Land, dass in den nächsten Jahren einen grossen Wandel durchmachen kann. Es gibt nur wenig alte Leute und die jungen sind motiviert, wollen Sprachen lernen und sich bilden (wenn möglich via Schulbildung und sonst mittels
Internet/Bücher), um sich eine bessere Zukunft zu ermöglichen. Kambodscha steht momentan unter einem grossen vietnamesischen Einfluss, was nicht alle erfreut. Ich habe die Kambodschaner als liebe und herzliche Menschen kennengelernt und ich habe mich in ihrem Land die ganze Zeit sehr wohl und sicher gefühlt.
Die letzten 3 Nächte verbrachte ich auf Koh Rong, der besten Insel der Welt:) Diese Insel kommt dem Paradies so nahe, wie nur wenige andere Orte. Es gibt keine Strassen auf der Insel, alles ist in den Sand gebaut. An einem Strand gibt es Hostels, Restaurants und Baars, der Rest der Insel ist unbebaut. Viele Reisende habe ihr Herz an diese Insel verloren. Es gibt fast nur Europäer, die in den Restaurants und Baars arbeiten. Viele von ihnen sind bereits 4, 5, 6, 7… Monate auf der Insel und halten sich mit kleinen Jobs über Wasser. Wir verbrachten unsere Tage am Strand, am Tag badend und in der Nacht tanzend:) Für einen Nachmittag buchten wir einen Bootausflug, fuhren zu einer kleinen Insel zum Schnorcheln (es gibt nicht allzu viel zu sehen) und genossen anschliessend den Sonnenuntergang am Long Beach. Einer der schönsten Strände, die ich bis jetzt je gesehen habe: Das Wasser ist kristallklar, der Sand ist weiss wie Puderzucker und macht lustige Quietschgeräusche, wenn man läuft oder springt – einfach herrlich:) Nachdem es dunkel wurde, machten wir uns mit dem Boot auf den Rückweg und stoppten unterwegs, um mit leuchtenden Planktons zu schwimmen. Ich war so fasziniert, dass ich rund 15 Minuten im Wasser herum schwamm und tauchte, meine Hände und Beine bewegte und zusah wie die leuchtenden Punkte, die wie Sterne glitzerten, um mich herum schwebten:) Da wir vom Long Beach so fasziniert waren, machten wir uns am nächsten Tag zu Fuss auf den Weg dorthin. Wir überquerten die Insel, liefen durch den Jungle , über einen Hügel und kletterten auf der anderen Seite die Steine runter zum Meer. Viele Reisende kommen mit einer Hängematte zum Long Beach und verbringen so ein paar Nächte direkt am Strand.
Am Morgen nahmen wir den ersten Bus am von Siem Reap nach Battambang. Wir wollten eigentlich eine Nacht in Battambang bleiben, da wir jedoch alle Sachen (die wir sehen wollten) in einen Nachmittag packen konnten,
beschlossen wir, am Abend direkt mit dem Nachtbus weiter nach Phnom Penh und anschliessend nach Sihanoukville zu fahren. So können wir noch ein paar Tage am Meer verbringen, bevor es anschliessend nach Norden (Richtung Laos) weitergeht. Der Nachmittag in Battambang war ereignisreich: Wir holperten mit dem Bamboo-Train über verschobene und wellenförmige Gleise und genossen dabei die frische Brise im Gesicht und die Sicht auf die umliegenden Felder und Wälder, wir besuchten die Killing-Caves, wo auf einem Haufen einen kleinen Teil der Knochen, der verstorbenen Menschen zu sehen ist und beobachteten zum Schluss wie mehrere Millionen Fledermäuse aus einer Hölle in den Abendhimmel davon flogen. Dieser Anblick hatte etwas magisches an sich:) Ich habe ein Video gemacht, damit ihr euch die Menge der Fledermäuse besser vorstellen könnt. Das ganze Spektakel findet jeden Tag statt und dauert rund 30 Minuten – einfach unglaublich! Anschliessend unterhielten wir uns fast 2h mit unserem Tuck-Tuck Driver, welcher uns Geschichten über Battambang erzählte, Einblick in die aktuelle politische Situation in Kambodscha gab und uns zudem über seine Kindheit und seine Liebe zu einer Französin berichtete, welche leider nach 2 Jahren in die Brüche ging…
Am nächsten Morgen ging es auf zu meinem ersten Grenzübergang auf dem Landweg (ausserhalb von Europa natürlich:)). Ich kann euch sagen, das braucht Zeit und Nerven. Vor allem, wenn man in korrupten Ländern unterwegs
ist… Wir wurden mit dem Minibus von Bangkok zur Grenze gebracht und an einem „Fake-Place“ rausgelassen. Es hiess, wir müssten die Visa-Formulare hier ausfüllen und anschliessend rund USD 50.- für das Visum On Arrival bezahlen. Ich wusste jedoch, dass das Visum nur USD 30.- kosten sollte. Zum Glück waren noch drei Franzosen mit dabei und wir sagten den Beamten, dass wir nicht bereit sind, USD 50.- zu bezahlen. Sie meinten nur, dass die Preise in letzter Zeit erhöht wurden und das Visum überall so viel koste. Wir erklärten ihnen, dass wir direkt zur Grenze wollen, um das Visum dort zu beantragen. Nach langem hin und her gaben sie nach und sagten uns, dass wir die Grenze in 10 Minuten zu Fuss
erreichen könnten. Also machten wir uns auf den Weg und siehe da, an der Grenze bekamen wir das Visum für USD 30.- ausgestellt:)
Siem Reap ist eine übersichtliche Touristenstadt mit einem schönen Stadtzentrum entlang des Flusses, vielen Bars und Restaurants und einem Night-Market. Doch vor allem ist Siem Reap den Ausgangspunkt für Angkor Wat. Ich buchte zusammen mit Marion aus Frankreich einen Tuck-Tuck Fahrer, der uns zum Sonnenuntergang nach Angkor Wat und anschliessend den gesamten nächsten Tag inkl. Sonnenaufgang durch die Tempelanlagen fuhr. Die ganzen Tempels kann man von Siem Reap auch gut alleine mit dem Fahrrad erkunden, da es jedoch ziemlich heiss ist, ist Tuck-Tuck eindeutig die gemütlichere Variante:) Die Sonnenuntergangsfahrt hat sich meiner Meinung nach nicht wirklich gelohnt, da alle Touristen am selben Ort ausgeladen wurden und wir somit zusammen mit rund 500 anderen Leuten einen kleinen Hügel rauf liefen, um anschliessend der Sonne beim Untergehen zuzuschauen. Der nächste Tag war jedoch sehr eindrücklich. Es ist unglaublich zu sehen, mit welcher Genauigkeit Gesichter, Figuren und Muster in den Stein gehauen wurden. Einige Figuren sind durch die Zeit verschoben worden, anderen fehlt der Kopf, doch alle sind auf ihre Art einfach wunderbar. Wir verbrachten 12 Stunden in den Tempelanlagen rund um Angkor Wat, wir fuhren durch Wälder und vorbei an Seen, wir bestaunten die unterschiedlichen Tempel, liefen durch enge Gänge, kletterten viele Treppen hoch, genossen die Aussicht von oben und sahen Bäume, dessen Wurzeln sich mit dem Stein zu vereinen scheinen. Einzelne Bereiche und teilweise auch ganze Tempel sind wegen Renovationsarbeiten geschlossen, wenn man die Decke und die vielen heruntergefallenen Felsbrocken betrachtet, weiss man warum:)