Von Penang flogen wir weiter nach Kota Kinabalu, eine Stadt, die im malaysischen Teil von Borneo liegt. Wir verbrachten einen Tag auf Sapi Island, welche eine der fünf Inseln im Tunku Abdul Rahman National Park ist. Da alle diese Inseln schnell und einfach von Kota Kinabalu aus erreichbar sind (mit dem Schnellboot dauert es nur 15-20 Minuten), war die Insel ziemlich überfüllt. Trotzdem haben wir es genossen, im Meer zu baden, zu lesen, zu jassen und vor allem zu entspannen, bevor es am nächsten Tag mit der Besteigung vom Mount Kinabalu los ging. Diese Wanderung habe ich bereits von der Schweiz aus gebucht, da pro Tag nur eine begrenzte Anzahl Personen den Berg besteigen können. Pünktlich um 6.30 Uhr wurden wir am nächsten Morgen in unserem Hostel in Kota Kinabalu abgeholt und zum 2 Stunden entfernten Nationalpark gebracht. Im Park angekommen, konnten wir uns registrieren, unsere grossen Rucksäcke zwischen lagern und erhielten bereits einen ersten Blick auf den mächtigen Mount Kinabalu. Anschliessend wurde uns unser Guide, Anthony, vorgestellt, welcher bereits seit 20 Jahren als Guide arbeitet und den Mount Kinabalu 3x pro Woche besteigt, was eine unglaubliche Leistung ist. Wir wurden zum Timpohon Gate (1866m) gefahren, welches der Startpunkt der Wanderung ist. Von da aus ging es nur noch zu Fuss weiter. Wir starteten den Aufstieg zu unserer
Unterkunft, Laban Rata, welche zu diesem Zeitpunkt noch über 1400 Meter über uns lag. Der Weg ist gut ausgebaut und führte uns über unzählige Treppen immer ein Stück näher zum Ziel. Fast jeden Kilometer gibt es eine Rasthütte, mit WC
und Abfalleimern, wo wir uns jedes Mal gerne für eine kurze Pause hinsetzten. Es ist unglaublich wie dicht der Regenwald auf über 2500 Meter über Meer noch war. Auch als wir die 3000er Marke knackten, führte uns unser Weg weiter unbeirrt an grünen Sträuchern und kleinen Bäumen vorbei. Auf dem Weg nach oben, kamen wir an Trägern vorbei, die entweder Rucksäcke von Touristen oder Essen, Getränke, WC-Papier, oder was man sonst noch braucht, an selbst gebastelten Holzrahmen befestigt, den Berg hoch trugen. Die Last war oft so schwer, dass die Schultern das Gewicht nicht alleine tragen konnten und sie zusätzlich einen Riemen um die Stirn befestigt hatten. Alles was die über 100 Touristen (täglich) + Tourguides und Angestellten auf dem 3270 Meter über Meer gelegenen Laban Rata verbrauchen, wird von den Trägern hoch getragen. Eine unglaubliche Leistung, die man nicht mal dann nachfühlen kann, wenn man die Träger mit eigenen Augen gesehen hat. Nach rund 5 Stunden kamen wir in Laban Rata an. Wir
legten uns kurz hin, jassten, assen z’Nacht und schauten anschliessend der Sonne dabei zu, wie sie spektakulär unter ging. Die Aussicht war einzigartig. Etwas, dass ich noch nie so gesehen habe, waren die Wolken. Viele schwebten
unter uns in der Luft, aber einige waren auf der genau gleichen Höhe wie wir, so dass wir die Veränderung der Farben von gelb über orange zu pink aus diesem speziellen Blickwinkel beobachten durften. Auch der Himmel leuchtete in so
vielen verschiedenen Blautönen, dass mir wieder einmal deutlich klar wurde, dass nur die Natur so ein perfektes Bild zustande bringen kann. Um ca. 20.00 Uhr legten wir uns schlafen, da wir am nächsten Morgen bereits um 2.00 Uhr
wieder aufstehen mussten, damit wir pünktlich zum Sonnenaufgang auf dem Gipfel sind. Wir haben beide nicht so gut geschlafen und waren entsprechen müde, als der Wecker viel zu früh schon wieder klingelte. Um 2.30 Uhr machten wir uns mit der Stirnlampe um den Kopf auf den Weg zum Gipfel. Es war eine klare Nacht und die Sterne leuchteten über uns. Unser Weg führte uns nun über Felsen, die teilweise so steil waren, dass wir die vorhandenen Seile gerne zu Hilfe nahmen. Als wir den Gipfel um 5.30 Uhr erreichten, war bereits ein gelb oranger Lichtstreifen am Horizont ersichtlich, der das erste Licht in die dunkle Nacht brachte. Wir setzten uns auf einen Stein, zogen all unsere warmen Kleider an
und beobachteten, wie der Streifen immer heller und heller wurde, bis sich die Sonne langsam über den Horizont schob und uns Wärme und Licht schenkte. Erst jetzt konnten wir unsere Umgebung richtig wahrnehmen und bestaunen. Auf der einen Seite sahen wir die riesige Felsplatte, die wir hochgelaufen waren und auf der anderen erstreckte sich der grüne Regenwald bis zum Meer. Eindrücklich war auch zu sehen, wie sich der mächtige Schatten des Berges, sanft über die Hügel ausstreckte. Lange genossen wir die aussergewöhnliche Aussicht um uns herum, bevor wir uns auf den langen Rückweg zurück zum Timpohon Gate machten, welches über 2200 Meter unter uns lag. Der Auf- und Abstieg lief uns beiden gut. Erst am nächsten und übernächsten Tag spürten wir, was für eine Anstrengung diese Wanderung für unsere Beine war. Wir hatten beide starken Muskelkater, welcher Treppensteigen zu einer schmerzvollen Aufgabe machte. Zum
Glück hatten wir eine Nacht beim Parkeingang gebucht, so dass wir uns nach dem z’Mittag in unserer schönen Lodge erholen konnten. Am Abend legten wir uns früh schlafen, gaben so unseren Körpern die verdiente Ruhe und standen am nächsten Morgen erst auf, als wir von den Geräuschen des Regenwaldes sanft aufgeweckt wurden.
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