Am nächsten Tag ging ich mit dem Bus weiter nach Yurimaguas. Der Plan war, mit einem Frachtschiff von Yurimaguas nach Iquitos zu fahren, was drei Tage dauert. Es kam jedoch alles anders:) Als ich in Yurimaguas ankam, nahm ich ein Tuk Tuk vom Busbahnhof ins Zentrum. Der Fahrer sollte mich eigentlich nur zu einem Hostel fahren, da er jedoch auch für eine Reiseagentur arbeitet, fing er an, mir vom Nationalpark Pacaya Samiria zu erzählen. Er beschrieb die
verschiedenen Abschnitte des Nationalparks und erklärte mir, dass der Teil, der von Iquitos aus besucht werden kann, touristischer ist und die Gruppen mit Motorbooten unterwegs sind, was die Tiere erschreckt und dazu führt, dass man
nicht so viel zu sehen bekommt. Von Lagunas aus, was nur einen Tag Bootsfahrt von Yurimaguas entfernt liegt, kann man einen anderen Abschnitt des Nationalparks besichtigen, wo die Guides ausschliesslich mit Kanus ohne Motor
fahren. Da seine Beschreibung sehr schön klang, beschloss ich, Iquitos aus zu lassen und von Lagunas aus in den Amazonas zu gehen. Am nächsten Tag nahm ich ein Speedboat nach Lagunas und wurde im Hafen von meinem Guide empfangen. Wir liefen durch das kleine Dorf, assen gemeinsam z’Mittag und danach legte ich mich für ein paar Stunden schlafen. Am nächsten Tag starteten wir unseren Jungletrip und ich verbachte 5 Tage weit entfernt von der Zivilisation. Mein Guide, Achilles, paddelte mich durch die schönste Jungle Landschaft, während ich es mir im kleinen Boot bequem machte, dem plätschern des Wassers und den verschiedenen Geräuschen des Jungles zu hörte, tropische Früchte probierte und exotisch klingende Namen von Bäumen, Vögeln und Affen wiederholte. Während der Fahrt stoppten wir immer wieder, um Tiere zu beobachten. Wir sahen Affen (inkl. Totenkopfäffchen), Faultiere, Vögel, Papageie, Delfine und Schildkröten. Die Faultiere waren meine Lieblinge. Es ist unglaublich wie langsam sich diese bewegen. Als ich ihnen zuschaute, hatte ich das Gefühl, als würde sich alles um mich herum verlangsamen. Diese Tage waren unglaublich erholsam und ich wurde von meinem Guide richtig verwöhnt. Ich könnte jeden Tag wählen, was ich Essen möchte. Zudem fischte er jeden Tag frischen Fisch, welcher er nach meinem Wunsch zubereitete. Einmal hat er auch einen Piranha gefangen und mir seine Zähne gezeigt, bevor er diesen anschliessend fürs Abendessen zubereitet hat. Das
Wetter im Regenwald ist sehr wechselhaft und so haben wir von bewölkt, über Sonnenschein bis zu starkem Regen alles erlebt. Als sich der Himmel zu zog und wir den Regen in der Ferne hören konnten, sagte mir Achilles jeweils, dass ich
mich hinlegen sollte, damit er mich mit der schweren schwarzen Blache zudecken konnte. Ich lang dann jeweils komplett im Dunkeln, hörte das laute Prasseln des Regens und versuchte mir, mit meiner Hand ein kleines Guckloch offen zu halten, damit ich wenigstens ein bisschen etwas von der vorbeiziehenden Landschaft sehen konnte. Am 3. Tag machten wir nach 2 Tagen im Kanu zwei Wanderungen. Wir liefen durch die dichte Pflanzenwelt und ich bekam zum ersten Mal den Amazonas von innen zu sehen. Wir sahen grosse Insekten, eine Schlangenhaut, leider ohne Schlange, grosse Bäume, Lianen und viele verschiedene Pflanzen. Es ist unglaublich, wie gut sich mein Guide mit dein einzelnen Pflanzen auskannte. Er fand für mich eine Pflanze, die Trinkwasser in den Wurzeln speichert und wenn man diese abtrennt, kann man daraus natürliches Wasser trinken. Zudem kann im Amazonas für fast jedes Leiden und jede Krankheit eine Pflanze gefunden werden, die einem auf einem natürlichen Weg heilen kann. Er fragte mich, ob ich irgendwelche Schmerzen habe. Da dies nicht der Fall war, hat er mir vorgeschlagen, meine Gesichtshaut mit Schnecken Eiern zu reinigen. Ich vertraute ihm und wollte dies gerne ausprobieren. Wir machten uns auf die Suche nach den Eiern. Er fand welche und so erhielt ich die nächsten beiden Tage eine natürliche Kur. Ich wusch am Morgen mein Gesicht, er zerquetschte die Eier und trug die schleimige Konsistenz auf mein Gesicht auf. Nach ein paar Minuten trocknete diese und ich hatte lauter weisse Punkte im Gesicht:) Er sagte mir, dass es nach der Anwendung rund 3-4 Wochen dauert, bis die Haut vollkommen
gereinigt ist. Ich bin gespannt auf das Resultat:)
Zwei Mal fuhren wir in der Nacht mit dem Kanu raus, um nach Krokodilen Ausschau zu halten. Wir schalteten unsere Stirnlampen ein und suchten nach den Augen der Krokodile, die im Taschenlampenlicht eine rote Reflexion werfen. Wir sahen viele Krokodile von weitem und einige auch für ein paar Sekunden von nahem. Die Krokodile sind sehr scheu und sobald sie bemerkten, dass wir uns in unserem Boot näherten, tauchten sie unter und verschwanden in der Dunkelheit. Während unserer Reise schliefen wir in zwei verschiedenen „Unterkünften“. Die erste war grösser und besser ausgestattet. Wir hatten ein richtiges Bett mit Moskitonetz. In der zweiten Unterkunft gab es keine Betten, deshalb legten wir einfach eine dünne Schaumstoffmatratze auf den Boden und hängten ein Moskitonetz auf. In meinem Zimmer war direkt neben meinem „Bett“ eine riesen Spinne an der Wand. Mein Guide sah die Spinne und unternahm nichts dagegen. Ich schloss daraus, dass sie nicht gefährlich ist und so liessen wir die Spinne im Zimmer mit uns übernachten. Ich habe die 5 Tage im Amazonas sehr genossen. Es fühlte sich an, als ob ich für eine kurze Zeit in eine andere Welt eintauchen konnte. Hier leben die Tiere und Menschen mit der Natur noch im Einklang und es war schön, diese Verbundenheit zu spüren. Ich kehrte vollkommen relaxt nach Lagunas zurück, wo ich noch eine weitere Nacht verbrachte. Am nächsten Tag nahm ich das Slow-Boat zurück nach Yurimaguas. Das Slow Boat braucht ungefähr 13 Stunden. Da es nicht viele Kabinen an Board gibt, schlafen die meisten Leuten in ihren Hängematten. Ich kaufte mir eine Hängematte und wartete um 16.00 Uhr am Hafen, da man nie genau weiss, um wie viel Uhr das Boot eintrifft. Das Boot war pünktlich und so machte ich mich mit meiner neuen Hängematte auf die Suche nach einem guten Platz. Ich befestigte meine Hängematte, legte mich rein und verbrachte die nächsten 13 Stunden schaukelnd, während das Boot sich langsam auf den Weg Richtung Yurimaguas machte. Ich beobachtete die Landschaft, die an mir vorbei zog und sah wie die Sonne unterging und die Sterne langsam den dunkeln Nachthimmel einnahmen – herrlich:)
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