Ich hatte das Glück, dass an dem Tag als ich in Cachi ankam, ein Gaucho Festival stattfand. Am Nachmittag spielte Livemusik, es fanden kurze Pferderennen statt und Reiter versuchten sich wie bei Rodeo so lang wie möglich auf wilden Pferden zu halten und am Abend wurde getanzt. Ich ging mit zwei Girls aus meinem Hostel hin und wir tanzten die ganze Nacht. An diesem Abend lernte ich Fernando aus Argentinien kennen und als ich mich um 5 Uhr morgens schlafen
legen wollte, begleitete er mich zum Hostel und erzählte, dass er mit seinen 4 Freunden über drei Tage von El Carril per Pferd angereist ist. Er sagte, dass sie am Montag wieder nach El Carril zurückkehren werden und fragte mich, ob ich sie
begleiten möchte. Ich sagte ihm, dass ich nicht viel Erfahrung mit Reiten und einen grossen Rucksack habe. Er sagte, dass dies kein Problem ist und so sagte ich ja und wir verabredeten uns für den nächsten Tag zum Mittagessen. Ich lernte seine 4 Freunde kennen und zusammen setzten wir uns in ein Restaurant. Ich verstand nicht viel, da sie nur Spanisch sprachen und mein Spanisch leider immer noch sehr Basic ist. Es war ein lustiger Nachmittag, wir assen zusammen, ein Freund setzte sich dazu und spielte Gitarre und danach nahm mich Fernando mit zu den Pferden und wir gingen zusammen ausreiten, damit ich mich schon mal ein bisschen ans Reiten gewöhnen konnte. Wir waren ungefähr für 1.5 Stunden reiten und gingen anschliessend alle gemeinsam Essen und wir verabredeten uns für den nächsten Tag um 9.00 Uhr. Ich ging zurück in mein Hostel und war nicht sicher, ob ich die 5 Gauchos wirklich begleiten sollte. Mein Po schmerzte bereits nach 1.5 Stunden reiten und ich konnte mir nicht vorstellen, dass ich es geniessen könnte, die nächsten beiden Tage 120 km auf dem Pferd zurückzulegen. Und zudem war ich mir nicht sicher, ob sich seine Freunde darüber freuen, dass ich sie begleite. Da waren so viele Fragen, die ich nicht stellen konnte, da mein Spanisch einfach noch nicht gut genug ist. Ich legte mich schlafen und beschloss, mich am nächsten Morgen definitiv zu entscheiden. Ich stand auf, mein Po schmerzte immer noch und der Himmel war dunkel. Ich hatte Angst, dass alle meine Sachen nass werden, falls es zu regnen beginnt und begann meine elektronischen Geräte in Plastiksäcke zu packen. Langsam machte ich mich auf den Weg zum Haus meiner neuen Freunde. Ich wurde freundlich begrüsst und erfuhr, dass mein grosser Rucksack von einem anderen Freund per Auto nach El Carril transportiert wird, somit musste ich mir schon mal darüber keine Sorgen mehr machen. Fernando fragte mich, ob ich bereit für die Reise bin und ich sagte spontan ja, da ich ein gutes Gefühl hatte. Ich erhielt einen Sombrero und Reitstiefel und los gings:) Ich bin sehr froh, dass ich mich dafür entschieden hatte, die Jungs zu begleiten. Die nächsten beiden Tage waren wie im Traum. Ich war mit 5 Gauchos und 9 Pferden unterwegs. Wir ritten durch die Wildnis von Argentinien, sahen schönste Landschaften, viele Kakteen, wilde Esel, Guanakos und einen Fuchs, wir überquerten Flüsse und Berge und wir ritten bei Sonnen- und bei Mondschein. Wir übernachteten unterwegs bei einem Freund, welcher inmitten der Wildnis lebt. Das Haus war einfach, wir kochten über dem Feuer und die Matratze wo wir schliefen war alt und nicht bezogen (dies wäre nichts für dich gewesen, Mami:)). An unserem zweiten Tag starteten wir um 3 Uhr nachmittags und waren bis 3 Uhr nachts unterwegs. Am diesem Tag hatte ich nach ein paar Stunden das erste Mal das Gefühl, dass ich tatsächlich am Reiten war und nicht nur auf dem Pferd sass. Wir ritten oft entlang der Strasse und praktisch jedes Auto stoppte, um Fotos von uns zu machen:) Nach ungefähr 6 Stunden wurde es dunkel und ich müde. Fernando band mein Pferd mit einer Schnur an sich und so musste ich nicht mehr viel machen. Gegen Ende war ich so müde, dass es mir schwer fiel mich kontrolliert auf dem Pferd zu halten. Meine Beine, mein Po und mein Rücken schmerzten und ich war so froh, als wir endlich in El Carril ankamen. Wir übernachteten im Haus des einen Gauchos und ich wollte mich eigentlich am nächsten Tag auf den Weg nach Salta machen. Fernando lud mich jedoch ein, seine Range anzuschauen und so blieb ich einen Tag länger in El Carril. Ich weiss nicht was ich mir unter seiner Range vorgestellt hatte, aber bestimmt nicht das was ich zu sehen bekam. Er lebt inmitten des Waldes, in einer kleinen Hütte, ohne richtige Wände, fliessendes Wasser und Strom. Er lebt da alleine mit seinen 4 Hunden und 3
Pferden. Es war für mich sehr eindrücklich zu sehen, wie er lebt. Unsere beiden Leben konnten nicht unterschiedlicher sein. Wir sassen 5 Stunden vor seiner Hütte und sprachen miteinander, bevor wir wieder ins Haus seines Freundes zurückkehrten. Ich wurde die letzten 3 Tage von den 5 Gauchos wie eine Prinzessin behandelt, ich wurde bekocht und sie teilten alles mit mir, ohne mich einmal nach Geld zu fragen. Leute, die in unseren Augen nichts haben, nahmen mich auf, liessen mich in ihren Häusern schlafen und teilten ihr Essen und Trinken mit mir. Die letzten Tage haben mir wieder einmal aufgezeigt, dass Leute die wenig besitzen, oft mehr bereit sind zu teilen und zu geben, als ein Grossteil von uns, obwohl wir vieles im Überfluss besitzen.
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