Am nächsten Morgen liefen wir an den Hafen, wo uns ein Boot von Ushuaia (Argentinien) nach Puerto Williams (Chile) bringen sollte. Wir waren überrascht, als wir erfuhren, dass wir nur 4 Passagiere sind. Als wir jedoch das kleine Segelboot sahen, war uns klar, dass diese Strecke nicht vom Massentourismus heimgesucht wird:) Wir brachten unser Gepäck an Bord und liefen anschliessend gemeinsam zur Grenzstelle, wo wir unseren Ausreisestempel erhielten. Anschliessend segelten wir für vier Stunden und erhielten vom Kapitän Tee und ein kleines z’Mittag serviert. Als wir nach der schönen Fahrt in Puerto Williams ankamen, führte uns der Kapitän in dem kleinen Dorf von einer Grenzstelle zur nächsten und es dauerte volle zwei Stunden bis wir alle Formulare für die Einreise zusammen hatten. Da es bereits spät war, suchten wir uns ein Hostel und bereiteten alles für die bevorstehende 5-Tageswanderung vor: Dientes Circuit, die südlichste Wanderung der Welt, welche bekannt für wenig Leute, unberechenbares Wetter und kalte Winde aus dem Süden (Antarktis) ist. Die 31 km des Circuit können in 4-5 Tagen zurückgelegt werden. Bevor wir jedoch los konnten, mussten wir uns bei der Polizei registrieren lassen und zudem wollten wir noch unsere Weiterreise (Flug nach Punta Arenas) organisieren. Wir liefen zum Office und wollten einen Flug für den 24. Februar buchen. Leider war bis zum 29. Februar
alles ausverkauft. So blieb uns nichts anderes übrig, als ein Ticket für den 29. zu kaufen, welches wir jedoch ohne Aufpreis umtauschen konnten, falls in einem früheren Flug Plätze frei würden. Somit war alles organisiert und wir
konnten unser Abenteuer endlich starten. Das schöne ist, dass der Wanderweg direkt 30 Minuten ausserhalb des Dorfes beginnt und man keinen Eintritt für den Nationalpark oder die Campingplätze bezahlen muss.
Wir liefen 5 Tage durch wunderschöne Berg- und Seenlandschaften, kämpften uns durch starke Winde und Hagel, genossen die Sonne, suchten den Weg, wo manchmal kein Weg war, kletterten über umgefallene Baumstämme und versuchten, nicht im Sumpf stecken zu bleiben. An drei von fünf Tagen sind wir keinem einzigen Menschen begegnet und es fühlte sich wirklich an, wie das Ende der Welt. Es war wunderschön, die Natur so ungestört erleben und geniessen zu können. Manchmal war es schwierig den Weg zu finden, da dieser nur mit Steinmännchen markiert war. Da wir jedoch gute Karten dabei hatten, haben wir uns nie für eine lange Zeit verlaufen. Das eindrückliche an dieser Wanderung ist, dass jeder Tagesabschnitt so komplett anders ist und so wurden wir immer wieder von neuen wunderschönen Ausblicken verwöhnt. In unserer dritten Nacht war es so windig, das wir beide fast nicht schlafen konnten und das Zelt teilweise durch den Wind richtig auf uns runter gedrückt wurde, obwohl wir alle Schüre mit mehreren Steinen befestigt hatten. Im grossen und ganzen hatten wir aber riesen Glück mit dem Wetter. Wir mussten nie im Regen kochen, essen oder das Zelt ab- und aufbauen. Am dritten Tag beschlossen wir einen Gipfel zu besteigen, da die Sonne schien und wir gut in der Zeit waren. Einen Weg gab es nicht und so versuchten wir, die einfachste Route zu finden. Zweimal mussten wir umkehren, da wir senkrecht in der Felswand standen und nur noch mit Klettern weitergekommen wären. Beim dritten Anlauf klappte es und wir kamen zur Kante hoch, wo wir auf die andere Seite runter schauen konnten. Der Wind war so stark, dass wir uns hinsetzen mussten. Nachdem wir 10 Minuten verblasen wurden, machten wir uns wieder auf den Rückweg und starteten unsere dritte Tagesetappe. Nach 5 Tagen in der Wildnis kehrten wir erschöpft nach Puerto Williams zurück und freuten wir uns richtig auf eine warme Dusche, ein weiches Bett und ein feines z’Nacht:) Noch am selben Tag fragten wir nach, ob sich bei der Flugsituation etwas geändert hatte. Leider waren jedoch immer noch alle Flüge ausgebucht und sie sagten uns, dass wir am nächsten Morgen nochmals nachfragen sollten. So machten wir uns nach einem feinen Frühstück erneut auf dem Weg zum Office und überraschenderweise teilten sie uns mit, dass wir noch am selben Nachmittag (23.02) fliegen können. Glücklich liessen wir unsere Tickets umschreiben, packten unsere Sachen, assen etwas zu Mittag und machten uns auf den Weg zum Flughafen. Wir verbrachten eine Nacht in Punta Arenas und fuhren am nächsten Tag bereits weiter nach Puerto Natales, wo wir erneut nur eine Nacht verbrachten, bevor es weiter nach El Calafate ging. In El Calafate besuchte Per den Perito Moreno Gletscher und ich genoss einen Ruhetag, da ich den Gletscher bereits zusammen mit meiner Familie besichtigt hatte.
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