Ich habe 12 Tage auf dem Segelboot von James verbracht und es war wie im Traum. Ich habe es geliebt, auf dem Boot zu leben, durch die Wellen zu segeln und unsere Tage von der Ebbe und der Flut abhängig zu machen. Ich fühlte mich die ganze Zeit so wohl und entspannt, dass es sich wie Ferien machen vom Reisen anfühlte:) Ich war so faul wie schon lange nicht mehr. Ich lag auf dem Boot, manchmal auf der Bank, manchmal in der Hängematte, las viel, paddelte ab und zu
mit dem SUP ums Boot oder schaute James beim Kite-Surfen zu. Es tat richtig gut, keine Pläne zu haben und einfach in den Tag rein zu leben. Zweimal mussten wir um 3 Uhr morgens los segeln und konnten unseren Weg nur anhand der Sterne und des Mondlichtes ausmachen. An einem anderen Tag war es stürmisch. Es regnete und die Wellen waren so hoch, dass einige über der Spitze des Bootes zerschellten. Der Wind war stark und das Boot war deshalb extrem zur Seite
geneigt. Wir holten die Schwimmwesten raus und ich wurde mit einem Seil ans Boot gekettet, damit ich auch ja nicht über Bord fallen konnte. Im Innern des Bootes waren die Wellen so stark spürbar, dass alles was nicht festgemacht war,
unkontrolliert durch das Boot flog und ich die Toilette den ganzen Tag nicht benutzen konnte. James reichte mir einen Plastikkübel, welchen ich auf dem Deck benutzte und anschliessend versuchte, über Bord auszuleeren, ohne dabei das
Gleichgewicht zu verlieren. Was gar nicht so einfach war:) Am nächsten Tag war der Sturm vorbei, aber die Wellen waren immer noch ziemlich hoch. James legte sich für ein paar Stunden schlafen und so war ich Captain des Bootes:) Das Boot
war teilweise so stark zur Seite geneigt, dass ich befürchtete, wir kippen jeden Moment um - was jedoch nicht möglich ist, wie ich später erfuhr:) Wir waren die ganze Zeit mit einem zweiten Boot unterwegs, welches von Tomi (ungefähr 60, Australier) gesegelt wurde und bei ihm mit an Bord war Luis (28, DE). Tomi ist ein Fan von Pferderennen und so kam es, dass wir uns den Melbourne Cup im Country Club anschauten. Wir holten unsere schönsten Kleider raus und kletterten danach umständlich vom Boot ins Dinghi. Im Country Club angekommen, waren wir die Jüngsten. Alle waren im Alter von Tomi und sehr festlich gekleidet. Die Damen trugen Kleider und natürlich durfte auch eine ausgeflippte Kopfbedeckung nicht fehlen. Um die Spannung ein bisschen zu steigern, setzten wir zwanzig Dollar auf ein Pferd, leider ohne Erfolg. Tomi hatte ein schnelleres Boot als wir, so starten wir jeden Morgen eine Stunde früher und kamen am Ende des Tages eine Stunde später am neuen Ankerplatz an:) Auch mit den Segeln draussen und dem Motor an schafften wir es nie auf eine Durchschnittsgeschwindigkeit von über 6 Kts. Unser Maximalspeed war 7.2 Kts und
da standen wir jubelnd im Boot:) Eines Tages war der Wind so gut, dass wir den Motor abstellen konnten und es war herrlich ohne den störenden Motorenlärm zu segeln. Wir spielten Musik ab und es fühlte sich an, als würden wir über das Meer schweben:) Natürlich haben wir auch einiges an Meeresleben gesehen, viele Fische, aus dem Wasser springende Rochen und fast jeden Tag schwammen Delfine an uns vorbei. An einigen der Ankerplätze gingen wir mit dem Dinghi an Land und erkundeten unsere Umgebung. Der schönste Stopp war der Pancake Creek wo wir zum
Leuchtturm hoch liefen und anschliessend eine wunderschöne Aussicht über das Meer und den Creek genossen. Als wir zum Strand zurück kehrten, war unser Dinghi in mitten von Steinen parkiert und das Meer ungefähr 100 Meter entfernt.
Ja Ebbe und Flut kann eine Landschaft deutlich verändern. So blieb uns nichts anderes übrig, als das Dinghi zurück ins Wasser zu tragen:) Am letzten Abend haben James und ich eine „Bootsparty“ gefeiert. Wir liefen die Musik laut laufen und tanzten wie zwei verrückte durch das Boot:) Danach hiess es leider bereits Abschied nehmen und ich musste wieder ins normale „Landleben“ zurückkehren…
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